01.10.2003 10:41

Schadstoffeinsatz in Industriebetrieb

Am 1. Oktober wurden wir um 10:41 von der Bezirksalarmzentrale Mödling zu einer TUS-Brandmelderauslösung zur Firma Isovolta ins Industriezentrum alarmiert. Tank 1 und Drehleiter Wiener Neudorf rücken mit 7 Mann Richtung Industriezentrum aus. Am Firmengelände der Firma Isovolta werden wir immer vom Portier eingewiesen. Ein Brandmelder hat in der Halle 5 ausgelöst. Als wir bei der besagten Halle ankamen war diese bereits gegen den Wind evakuiert worden. Der Schichtleiter berichtete dem Einsatzleiter das ein Flansch, (Sollbruchstelle) der in einer Leitung als Überdruckventil dient, geborsten war. Gefahr bestand darin, daß der Phenoltank durch Überhitzung bersten könnte, bzw Phenoldämpfe ausgetreten waren. Der Einsatzleiter ließ sofort die Feuerwehr Wiener Neudorf zu einem Schadstoffeinsatz, Rettungsdienst und Notarzt, Gendarmerie, die Feuerwehr Perchtoldsdorf, sowie zwei Chemiker (FF Mödling und Perchtoldsdorf) nachalarmieren.

Als innere Absperrgrenze wurde die Firmenhalle angenommen, die äußere Absperrgrenze wurde vom Einsatzleiter aufgrund des Windes festgelegt.
Da nicht bekannt war, ob, bzw in welcher Menge der Stoff ausgetreten ist wurde aus Sicherheitsgründen die größere Gefahr angenommen und alle Maßnahmen, die bei einen Stoffaustritt in größerer Menge vorgesehen sind, ergriffen.
Als das Schadstoffahrzeug eintraf rüstete sich sofort ein Trupp mit Schutzanzügen "Schutzstufe 2" aus und führte eine Erkundung sowie Wärme- und Schadstoffmessungen durch. Die Erkundung ergab das es sich um Phenol-Formaldehyd-Wasserdampfgemisch handelte. Dieses ist bei einer Konzentration von 1,3 bis 9,5 Vol.-% ein explosives zündfähiges Gemisch. Dieser Stoff riecht süßlich, ist eine giftige Substanz, welche in in jeder Form leicht über die Haut aufgenommen wird und auf diesem Weg zur Vergiftung führt. Größere Konzentrationen und längere Aufenthaltszeit im Gefahrenbereich können zu schweren Gesundheitsschäden führen. Die ersten Messungen ergaben eine erhöhte Explosionsgefahr.

Die Firmenhalle wurde mittels 2 Überdruckbelüfter belüftet, um das zündfähige Dampf-Luftgemisch unter die untere Explosionsgrenze zu bringen (d.h. Gemisch so lange mit Luft verdünnen bis keine Explosionsgefahr mehr besteht). Die Anlage wurde von der Firmenleitung ausser Bertieb genommen, sowie die Zuleitungen vom Tanklager abgesperrt. In der Zwischenzeit wurde die Firma Eco Plus (Verwaltung und Kläranlage) und die Gemeinde (Bürgermeister) verständigt. Die eingetroffen Chemiker unterstützten uns bei den Luftmessungen und die Feuerwehr Perchtoldsdorf hat bereits einen kompletten Dekoplatz (Dusche und Zelt für das Reinigen der im Gefahrenbereich aufgehaltenen Mannschaft) aufgebaut und einen 2. Trupp mit Schutzanzügen "Schutzstufe 2" bereitgestellt.

Zwischenzeitlich wurde ein Brandschutz aufgebaut und Firmenmitarbeiter vom Notarzt versorgt. 3 Personen wurden zur Kontrolle ins Krankenhaus Mödling eingeliefert, 6 Personen verblieben nach der Untersuchung im Bertieb. Als alle Messungen negativ waren und keine Gefährdung mehr feststellbar war, wurde die Firmenhalle wieder für den Betrieb freigegeben. Der 1. Schutzanzugtrupp wurde dekontaminiert, die kontaminierte Kleidung wurde in einem Container verschlossen.

Der vorbeugenden Brandschutz und das immer wieder geübte Verhalten im Notfall durch die Firma Isovolta hat sich auch bei diesem Einsatz bewährt. Ebenso hat die Zusammenarbeit Feuerwehr - Rettung - Gendarmerie - Firmenleitung wie immer hervorragend geklappt.